40 Jahre Anschluss der Wasserversorgung

1976   Mosigkau braucht Wasser!

1982 – 2022  das sind 40 Jahre Anschluss an die zentrale Wasserversorgung der Stadt Dessau-Roßlau.

Im Jahr 1982 wurde der Anschluss des Vorortes Dessau-Mosigkau an die zentrale Wasserversorgung der Stadt Dessau-Roßlau beendet. Das ist 2022 genau 40 Jahre her.

Eigentlich noch ein Grund zum Feiern in diesem Jahr – 750 Jahre nach der Gründung des Ortes Mosigkau.

Die herrschende Trockenheit im Jahr 1976 und damit verbunden niedrigste Wasserstände in den Brunnen und Pumpen des Ortes sowie die katastrophale Beschaffenheit des Trinkwassers erforderten unbedingt eine Veränderung der Trinkwasserversorgung.

Alle anderen Vororte der damaligen Stadt Dessau hatten gleiche oder ähnliche Probleme mit dem Trinkwasser.

Die Qualität des Trinkwassers war das jahrhunderte alte Ergebnis der geologischen Beschaffenheit der Bodenstruktur im Urstromtal der Mulde sowie auch der Einleitung des Abwassers durch private und gesellschaftliche Anlieger.

Das eigentliche Grundwasser ist unterhalb der angeblich bis zu 70m dicken Tonschicht zu finden.

Das so genannte Oberwasser (oberhalb der Tonschicht), welches entsprechend der Niederschläge mehr oder weniger vorhanden ist, wurde hauptsächlich genutzt.

Im Frühjahr war es meistens so hoch, dass es mehrere Wochen in den Kellern stand.

Zuletzt war das nach meinen Beobachtungen im Jahr 2010, dass das Wasser im Ort teilweise in einigen Kellern den Höchststand erreichte.

Ich finde das wochenlange Wasser im Keller war wesentlich unangenehmer als das, welches heute bei Starkregen nicht gleich abfließen kann.

Die miserable Wasserqualität war auch der Grund dafür, dass das Wasser aus den eigenen Brunnen oder Pumpen für die Babynahrung aus hygienischen Gründen (mit einigen Ausnahmen) nicht genutzt werden durfte.

Behelfsmäßig wurde in den 1970er Jahren eine 1 1/2″ starke Wasserleitung von Kochstedt her verlegt und eine Zapfstelle bei der ehemaligen Gaststätte “Brauner Hirsch” der Familie Schütz (bis vor kurzem Körnigs Bauernmarkt) eingerichtet. Diese war bis zum Abschluss des Wasserleitungsbaus 1982 in Benutzung. Die Mosigkauer waren verpflichtet für die Babyversorgung diesen Anschluss zu nutzen.

Da wie schon erwähnt in den anderen Vororten der Stadt ähnliche Wasserverhältnisse herrschten, wurde von der Stadtverwaltung veranlasst, dass sich Interessengemeinschaften (IG) bildeten. Von der Stadt selbst waren offensichtlich keine Kapazitäten vorhanden, um die kpl. Stadt einschließlich der Vororte mit Trinkwasser zu versorgen.

Besonders aktiv war damals der Herr Adolf Bill seitens der Stadtverwaltung, der die Bildung der IG unterstützte und später für alle Probleme des Wasserleitungsbaues tatkräftig Hilfe leistete.

Die IG wurden von fast allen Dessauer Großbetrieben unterstützt. Die Stadt Dessau stellte die finanziellen Mittel zur Verfügung, alles andere war Sache der IG selbst.

Kochstedt und Mosigkau gründeten gemeinsam eine IG Wasserleitungsbau. Herr Dietrich Patschke als Stadtverordneter war hier anfangs voll im Einsatz.

Begonnen wurde mit den Verlegearbeiten in Kochstedt, hier war schon ein Teil des Ortes mit Trinkwasser von der Stadt versorgt. Aller Anfang war schwer. Außer der PGH Fuhnetal aus Radegast waren die anstehenden Arbeiten für alle Helfer Neuland.

Sogar die FFW Kochstedt war mit im Einsatz bei der Druckprobe der fertig verlegten Hauptleitung.

1979 war der Anschluss des Ortes Kochstedt abgeschlossen.

Nachdem die Hauptleitung nach Mosigkau bis zum Ortseingang verlegt war, begannen eine Reihe von Problemen, die alle in so genannter Feierabendtätigkeit erledigt werden mussten.

Als vorteilhaft hat sich eine Umorganisation der gesamten Tätigkeit erwiesen.

Herr Siegward Reichert übernahm jetzt die Bauleitung. Alle Arbeiten wurden nun von Mosigkauern und Kochstedtern übernommen.

Ich möchte hier nicht die ganze Reihe von Namen nennen, die vorwiegend an den Wochenenden für die Wasserleitung ihre Kraft hergaben und so viele Stunden ihrer Freizeit opferten. Am Ende jedenfalls waren alle Beteiligten so qualifiziert, dass mit Unterstützung der Betriebe und vor allem dem Betrieb Wasserwirtschaft sämtliche Arbeiten in guter Qualität ausgeführt wurden. Das betraf die Projektierung, die Erdarbeiten, die Vorbereitung und Verlegung der Rohrleitungen, die Druckproben, die Spülung der Leitungen, die Keimfreimachung, der Anschluss an die einzelnen Grundstücke, das Verfüllen der Gräben sowie die Wiederherstellung der Straßen.

Auch die Anlieger in den einzelnen Straßen leisteten ihren Beitrag, indem sie an den Hauptleitungen bei notwendigen Erdarbeiten mithalfen. Das Geld, welches sie sich dafür erarbeiteten, spendeten sie mehrheitlich für den späteren Ausbau der Gehwege (z.B. in der Friedrich-Polling-Straße).

Auf die Herstellung der Straßen mindestens so, wie der Zustand vorher war, legten wir besonderen Wert.

Nach Abschluss der Arbeiten im Jahr 1982 (also vor 40 Jahren) wurde im Sportheim Mosigkau

ein Fest aller Beteiligten Wasserleitungsbauer unter dem Motto: “Wir können nicht nur feste arbeiten, sondern auch Feste feiern” durchgeführt.

Einige besondere Leistungen wurden an diesem Tag anerkannt und prämiert.

Wer Interesse hat, mehr zu erfahren (auch Namen und prägnante Erlebnisse bzw. einzelne Begebenheiten), dem empfehle ich, sich meine Aufzeichnungen zu diesem Thema anzusehen und zu lesen.

Diese Aufzeichnungen liegen als Mappe unter dem gleichen Titel im Raum des Heimatvereins Mosigkau e.V. in der Mühlenstraße 7 in Mosigkau aus.

Jeden ersten Sonntag im Monat ist dort von 14°° bis 17°° Uhr geöffnet. Auch Kaffee und Kuchen kann man hier genießen.

Nachsatz: Was vor 40 Jahren von den Mosigkauern und Kochstedtern geleistet wurde, ist es wert, dass man diese Leistungen im Rückblick einmal etwas näher betrachtet.
Obwohl die Stadt Dessau-Roßlau gegenüber vielen anderen Orten in Deutschland gut mit Trinkwasser versorgt wird, ist es geboten sehr sparsam mit Wasser umzugehen. Wenn Wasser knapp ist, lernt man erst zu schätzen, wie wertvoll es ist.
Die Klimaveränderung verlangt das auch ganz einfach von uns.

Dessau-Mosigkau im Dezember 2022
Rudi Schulschenk